Die Deutschen lechzen nach Eigenheimen. Leider wollen auch diejenigen bauen, die es sich gar nicht leisten können. Sie rechnen einfach solange, bis die Finanzierung passt – allerdings tut sie das sehr oft realistisch gesehen eben leider nicht. Wer sich den Kredit nicht leisten kann, versucht es über Eigenleistungen und gerade das kann zur bösen Falle werden.
Von Schnapsideen und Schnäppchen
Eigentlich ist es ganz einfach: Muskelkraft statt Geld einsetzen! Häuslebauer sparen gern an teuren Fachleuten und werden selbst zum Handwerker. Dies kommt nicht von ungefähr, denn die Löhne der Handwerker gehören zu den wichtigsten Kostenfaktoren beim Bau. Wer Eigenleistungen erbringt, kann einige Zehntausend Euro sparen. In Fachkreisen wird diese Vorgehensweise als „Muskelhypothek“ bezeichnet. Die Kreditverhandlungen mit der Bank stehen an, der Antragsteller zieht einige Zehntausend Euro ab – der Antrag wird genehmigt. Davor sei aber jeder gewarnt. Denn wer selbst bauen möchte, muss ein gehöriges Maß an Fachwissen mitbringen. Außerdem braucht er Zeit – bauen ist nicht neben einer Vollzeitarbeit möglich.
Zeit ist Geld
Es klingt zwar lukrativ, wenn so viel Geld eingespart werden kann, doch das Ergebnis wird rasch relativiert. Wer zum Beispiel 25.000 Euro einsparen will, muss laut Experten etwa 850 Stunden auf der Baustelle schuften. Ein Hobbyhandwerker müsste also mehr als drei Monate täglich acht Stunden arbeiten. Wer soll das machen, wenn nebenbei die Arbeit zum Broterwerb wartet? Außerdem haben Laien die nötige Routine nicht und schaffen höchsten zwei Drittel der Leistung, die ein Profi in vergleichbarer Zeit schaffen würde. Eigenleistungen werden oft falsch eingeschätzt und in der Regel unterschätzt. Probleme treten spätestens dann auf, wenn eingeplante Nachbarn, Freunde und Verwandte abspringen. Die Bauarbeiten geraten dann nicht selten ins Stocken.
Was rechnet sich?
Die Gewerke, die ein Bauherr selbst in die Hand nehmen kann, sind durchaus überschaubar. Malerarbeiten und Bodenbeläge können durchaus in Eigenregie durchgeführt werden, laut Experten ist das aber auch alles, was empfehlenswert ist. Doch der finanzielle Nutzen ist nicht von der Hand zu weisen. Für den Bau eines Hauses mit 140 m² Wohnfläche fallen bis zu 190 Stunden und 7.800 Euro für Malerarbeiten an. Einige Tausend Euro lassen sich auch beim Einbau der Fußbodenbeläge sparen. Abzuraten ist hingegen von Elektro- oder Klempnerarbeiten. Diese müssen unbedingt fachmännisch ausgeführt werden.
Wichtig ist zudem der Versicherungsschutz. Die Hilfe der Bauhelfer muss versichert werden, was über die gesetzliche Unfallversicherung bei der Berufsgenossenschaft möglich ist. Die Beiträge sind hier gering, einziger Aufwand ist das Führen eines Bautagebuchs. Kommt es jedoch zu Unfällen, sind die Schäden wenigstens abgesichert.